Bilinguismus - Zweisprachigkeit:

Unter Bilingualität verstehen wir die Fähigkeit eines Menschen, sich in den logischen und gedanklichen Strukturen der jeweiligen Sprachen sicher bewegen zu können. Der Begriff ist eng verbunden mit der Definition von Bikulturalität, worunter wir das Aufwachsen eines Menschen in zwei verschiedenen Kulturen verstehen. Wissenschaftliche Untersuchungen haben ergeben, dass das optimale Alter zur Förderung der Zweisprachigkeit, aus psychologischer und körperlicher Entwicklung, das Vorschulalter ist.

Das Kind lernt die Sprache durch das Bedürfnis, sich mitzuteilen; durch das Imitieren bestimmter Laute und Wörter; durch die Assoziation mit einem Objekt bzw. einer Tat. Wichtig für die Sprachlernmotivation in zwei Sprachen ist vor allem das Bewusstsein für die eigene Zweisprachigkeit, das individuelle Gefühl in beiden Sprachen "zu Hause zu sein" und eine positive Bewertung beider Sprachen, d.h. die Anerkennung durch Eltern, Kindergarten, das soziale Umfeld.

Das ASILO-Team arbeitet nach der Methode Une personne - une langue1. Für unsere Arbeit bedeutet das: Alle sprechen in ihrer jeweiligen Muttersprache. Die Kinder wie die ErzieherInnen sind in einem gemischten Verhältnis aufgeteilt. Der sprachliche Inhalt ergibt sich aus alltäglichen Lebenssituationen (Schwerpunkt der Arbeit) und ist eng verbunden mit dem Tagesablauf. Im Spiel und bei Aktivitäten mit Gleichaltrigen erfährt das Kind einen ungesteuerten Kontakt mit beiden Sprachen. Gesteuertes Lernen findet durch angeleitete Beschäftigungsangebote statt, aber auch durch Korrigieren von undeutlichen und fehlerhaften Äußerungen des Kindes (z.B. bei den Mahlzeiten) zudem wird das Umschalten von einer in die andere Sprache im ASILO ständig trainiert.

Auch beim gleichzeitigen Erwerb zweier Sprachen lernt das Kind in der Regel eine Sprache besser als die andere. Die starke Sprache ist die Muttersprache, wird jedoch auch stark beeinflusst durch die Umgebungssprache. Eine ausgewogene Zweisprachigkeit ist eher die Ausnahme.
Um beide Sprachen gleichwertig anzubieten, sollten die Eltern in der Kontaktaufnahme zum Kind konsequent bei ihrer jeweiligen Muttersprache bleiben. Mischsprachen bei Eltern verleiten auch die Kinder dazu, die beiden Sprachen nicht auseinander zuhalten, sodass das Kind keine Sprache richtig lernt. Die Familiensprache kann frei gewählt werden, es empfiehlt sich jedoch, falls möglich, die schwache Sprache zur Familiensprache zu machen.

Eventuell können Schwierigkeiten auftreten, von denen Eltern sich nicht verunsichern lassen sollten. Das Kind entwickelt möglicherweise eine Mischsprache. Dieses Phänomen tritt jedoch des Öfteren zu Beginn der zweisprachigen Entwicklung auf, legt sich in der Regel aber von selbst.

Die "schwache" Sprache könnte wegen geringer Präsenz (dominante/andere Umgebungssprache) immer schwächer werden. Hier kann ein Auslandsaufenthalt die Sprachentwicklung festigen. Die Verweigerung einer Sprache tritt vor allem in Krisenzeiten auf, wenn sich das Kind In einer schwierigen Entwicklungsphase befindet. Hier sollten die Eltern nicht zweifeln, sondern weiterhin konsequent bei ihrer Muttersprache bleiben.


1Zweisprachige Kindererziehung. Kielhöfer/Jonekeit, Stauffenburg Verlag